Man hätte meinen können, Mercurius, der römische Gott der Reisenden, sei unserer kleinen Reisegruppe wenig freundlich gesinnt. Denn statt wie geplant im Flughafenterminal fanden wir uns – streikbedingt – in der Nacht von Sonntag auf Montag am zugigen Fernbusbahnhof zusammen, um unseren Weg in die ewige Stadt anzutreten.
Den Strapazen der achtzehnstündigen Fahrt (mit kurzem Frühstücks-Aufenthalt in Verona) und einer mittelmäßigen Pizza zum Trotz deutete sich jedoch schon am Montagabend an, dass Mercurius es wohl so übel doch nicht mit uns gemeint haben konnte: An einem freundlich-lauen Frühlingsabend konnten wir endlich unsere Zimmer im zentral gelegenen Hotel beziehen, um uns von der Reise zu erholen und für das umfassende Programm der bevorstehenden Tage zu stärken.
Am kommenden Morgen machten wir zunächst Bekanntschaft mit dem, was Italiener*innen als prima colazione häufig auf dem Weg zur Arbeit frühstücken – eine vergleichsweise karge Mahlzeit, bestehend aus Kaffee, Saft, süßen Hörnchen oder Marmeladenbrot. Anschließend brachen wir zu Fuß auf, um mit dem Forum Romanum und den Kapitolinischen Museen zwei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des antiken Rom zu besuchen. Zur Stärkung gab es Pasta oder Pizza im Restaurantviertel Trastevere. Am Nachmittag führte uns Frau Hecht-Mijić zu dem Schlüsselloch in einem monumentalen Holztor, vor dem sich bereits Tourist*innen in großer Zahl versammelt hatten, um hindurchzusehen. Welche Geheimnisse sich dahinter verbergen? Das müsst Ihr schon selbst herausfinden – nur so viel: Es hatte etwas mit unserem Ziel für den folgenden Tag zu tun. Den Tagesabschluss bildete ein Spaziergang an dem Ort, wo früher Wagenlenker eine lange Staubfahne hinter sich herzogen: im Circus Maximus.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen unserer Besichtigung des Vatikan, jener Stadt in der Stadt, derenthalben jährlich allein sieben Millionen Besucher*innen nach Rom strömen. Das lange Warten auf den Eintritt in die Vatikanischen Museen, in denen zahlreiche (nicht nur religiöse) Kunstgegenstände aus aller Welt ausgestellt sind, lohnte sich nicht zuletzt wegen des Blickes in die berühmte Sixtinische Kapelle, der sich uns darbot, und der Gelegenheit zur Rast in einem kleinen, zum Besuch freigegebenen Areal der Vatikanischen Gärten. Lehrreiches erfuhren wir – wie bereits tags zuvor – aus Referaten, die die Schüler*innen jeweils vorbereitet hatten und vor Ort – in der Warteschlange bzw. auf dem Petersplatz – vortrugen. Am Abend konnten die Zehntklässler*innen in der Zeit zur freien Verfügung auch das moderne Rom erkunden und – als weiteres kulinarisches Highlight – beispielsweise einige der 150 (teils sehr exotischen) Eissorten verkosten, die nahe des Pantheon von einer Eisdiele angeboten werden.
Durch das umfassendste Areal »alter Steine« – bereits früh ein geflügeltes Wort für die zahlreichen archäologischen Stätten, welche wir besuchten – führte uns Frau Hecht-Mijić am folgenden Tag: Im Parco Archeologico di Ostia Antica wird das Leben im alten Rom bestens begreiflich, denn Ausgrabungen haben hier umfangreiche Einrichtungen – Garküchen, Mietshäuser, aber auch ein Theater und religiöse Stätten – einer im siebten Jahrhundert v. Chr. gegründeten Stadt zutage gefördert. Nach einem späten Mittagessen am Meer erreichten wir am letzten Abend unserer Reise ein besonderes – wenngleich modernes – Highlight: Mit den beiden letzten Aufzugfahrten des Tages gelangten wir auf die Aussichtsplattform auf dem Vittoriano, jenem 1927 errichteten Nationaldenkmal im Herzen Roms, von wo sich uns in der Goldenen Stunde kurz vor Sonnenuntergang ein fabelhafter Blick über die gesamte Stadt offenbarte.
Im Geschwindmarsch ging es schließlich auch am letzten Tag durch die Stadt zu drei weiteren der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms, dem Pantheon (beeindruckend), den Sebastian-Katakomben an der Via Appia (beklemmend) und schließlich dem Kolosseum (überlaufen). Mit unzählbaren bereichernden Eindrücken landeten schließlich am späten Freitagabend die sechzehn Schüler*innen mit Frau Hecht-Mijić und Herrn Gorzela wohlbehalten bei böigem Wetter und leichtem Nieselregen auf der Landebahn 25 des Stuttgarter Manfred-Rommel-Flughafens. Mercurius war ihnen hold gewesen.
\ Gz
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